Freitag, 14. Dezember 2012

100 Meter plus

Wunderbare Aussicht
Als Jürgen den Motor startete und ich die Playtaste für die alt bewährte "Guns N` Roses" CD drückte, wussten wir, dass erneut eine lange Fahrt vor uns lag. Wir hatten auch genügend Red Bull in der Kühltasche um uns für die Reise durch die Nacht wach zu halten. Immerhin lagen wieder einmal mehr als 1000 km vor uns. Es war unsere 25igste gemeinsam Session und wir waren bereit für unser nächstes Abenteuer. Der See zählt mit Sicherheit nicht zu den bekannten Gewässern und genau dieser Umstand machte es für uns so spannend. Recherchen im Internet waren schwierig, weil relativ wenig Informationen zu finden waren aber unsere in Vergangenheit geknüpften Freundschaften im Ausland ermöglichten uns einen Besuch an diesem 600 ha See.

Wenig Platz
Steile Ufer
Als wir wie immer übermüdet ankamen, empfingen uns unsere Freunde sehr herzlich und nach einem guten Kaffee waren wir rasch auf dem Weg zum See. Dort angekommen waren wir zuerst durchaus positiv überrascht, doch als uns klar wurde, dass wir unser ganzes Tackle rund 100 Meter bergab tragen mussten, war Schluss mit lustig! Vermutlich hätten Jürgen und ich verweigert diesen Aufwand auf uns zu nehmen und wir wären wohl weiter gefahren. Aber unsere beiden Freunde motivierten uns und halfen bei dieser schweren Arbeit. Als alles in den beiden Booten eingepackt war hatten wir gute 2 km zum empfohlenen Angelplatz vor uns. Starker Wind sowie Regen machten die Überfahrt zum Horrortrip, doch wir schafften es schlussendlich. Unser 2 Mann Bivvy hatte gerade einmal Platz und auch die beiden Rod Pods links und rechts verteilt, wurden in sehr überschaubarer Distanz aufgebaut. Hinter uns gab es nur Dornen und dichtes Buschwerk, was den täglichen Gang mit dem Spaten zu einer Herausforderung machte. Unser Bewegungradius war also für die nächste Zeit auf ein paar Meter beschränkt. Diese Seeseite war total verwildert und ein Paradies für wilde Tiere. Zweimal mussten wir mitten in der Nacht große Steine nach einer Wildschweinhorde werfen um sie in die Flucht zu schlagen. Der See selbst gefiel uns und wir hatten eine tolle Aussicht. Wir wussten von unseren Freunden, dass Karpfen und Amur weit über 30 kg bereits gefangen wurden. Andere Karpfenangler gab es so gut wie gar nicht. Das erschreckende am See war allerdings die Wassertiefe. Nie zuvor hatten wir nur im Ansatz so ein tiefes Gewässer befischt! Das steinige Ufer brach extrem steil ab und nur 20 Meter davon entfernt hatte das Wasser eine Tiefe von gut 15 Meter und so ging es dann auch weiter. Ich las bei meinem Echolot das erstemal 102 Meter ab, was mich echt beeindruckte. Doch der See hat noch rund 70 Meter mehr an Tiefe zu bieten! Somit war klar, dass wir nur die Uferregionen befischen konnten. Wir wussten zwar von unseren Freunden was uns erwarten würde aber die Realität hat uns dann doch überrascht. 
Der "Tieftaucher"
Es war Anfang Oktober und extrem warm. Die Wassertemperatur lag bei über 20 Grad und selbst bei 15 Meter war das Wasser noch gute 17 Grad warm. Darunter lag wohl die erste Sprungschicht und es kühlte deutlich ab. Aus diesem Grund versuchten wir Angelplätze in Tiefen zwischen 5 und 15 Meter zu finden. Die zwei erlaubten Ruten konnten wir gerade vernünftig positionieren, denn die Schnüre liefen mehr oder weniger parallel zum Ufer. Trotzdem waren wir guter Hoffnung, denn ein anständiger Wind drückte uns entgegen. Wir fütterten reichlich mit Boilies - Nutrabaits Trigga und Enervite -  und wir waren zuversichtlich. Es dauerte aber fast 48 Stunden bis das erstemal der Bissanzeiger heulte. Der Drill war gemütlich aber trotzdem ein Novum! Als wir mit dem Boot über dem Fisch waren und Jürgen zu pumpen begann, bemerkten wir, dass nicht einmal die 25 Meter Schlagschnur auf der Rolle waren. Der Karpfen war also 30 - 35 Meter direkt unter uns. Wahnsinn!


Mit knapp 15kg waren wir happy über den ersten Karpfen. Die nächsten beiden Tage hatten wir sporadisch Aktionen von kleineren Karpfen und verloren ein paar aufgrund von Ufernahen Hindernissen. Zwei gute Graskarpfen fanden auch Geschmack an den Boilies und wir hatte Spaß beim Drillen. Der Rest der Session ist schnell erzählt. Der Wind flaute ab und es gab Tage lang  nur Windstille und das Wasser war Spiegelglatt. Unser Chancen auf weitere Fische standen daher sehr schlecht und wir entschlossen uns daher die Heimreise etwas früher als geplant anzutreten. 
Obwohl wir nicht das erhoffte Ergebnis erzielen konnten war es wieder einmal ein tolles Abenteuer!
 
Tight lines
Andreas Karrer 

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